Sowohl für Hauptdarsteller Ethan Hawke als auch Regisseur Robert Budreau ist „Born to be Blue“ ...
... eine Herzensangelegenheit gewesen. Beide haben sich in ihrer Karriere schon mit der Jazz-Legende Chet Baker befasst, aber erst mit diesem Film kulminieren ihre Bemühungen in einem emotional packenden Biopic.
Auf und ab
Der Jazz-Trompeter Chet Baker (Ethan Hawke) hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Er wurde als der „James Dean of Jazz“ und „King of Cool“ gefeiert, aber das ist zehn Jahre her. Seitdem hat sich viel verändert. Baker ist auf dem Boden aufgeschlagen. Buchstäblich, wie er sieht, als er sich nach einer Schlägerei in einem Krankenhaus wiederfindet. Aber wichtiger ist noch, dass seine Karriere eingebrochen ist.
Die Exzesse eines Musikerlebens haben ihren Tribut verlangt. Baker ist süchtig und kämpft mit seinen inneren Dämonen, als er einer Frau begegnet, die in ihm die alte Leidenschaft und das Feuer neu entfacht. Ganz plötzlich glaubt er wieder an sich. Chet Baker will zurück an die Spitze – und er erschafft einige unvergessliche Aufnahmen für die Ewigkeit.
Von der Jazz-Legende fasziniert
Schon vor knapp zwei Jahrzehnten wollte Ethan Hawke Chet Baker spielen. Damals begeisterte er Richard Linklater für das Projekt. Geplant war, von einem Tag im Leben des Musikers zu erzählen. Dem Tag, bevor er das erste Mal Heroin genommen hat. Hawke und Linklater verfolgten das Projekt lange, fanden aber keine Finanziers. Irgendwann mussten sie es fallen lassen, weil Hawkes Alter zu dieser Geschichte nicht mehr passte.
Robert Budreau wiederum hat 2009 den Kurzfilm „The Deaths of Chet Baker“ verwirklicht, in dem Stephen McHattie den Musiker spielte. Hier nun ist McHattie als Chets Vater zu sehen – und Budreau kann sich ausführlich der Jazz-Legende widmen.
Kein leichtes Drama
Leicht anzuschauen ist „Born to be Blue“ nicht, da man gezwungen ist, den Taten eines Mannes beizuwohnen, der aus seinen Fehlern nicht lernt. Er begeht sie immer wieder. Vielleicht, so kann man den Film auch lesen, ist dies ein Zeichen für Chet Bakers selbstzerstörerische Ader. Vielleicht wollte er leiden, vielleicht wollte er den Schmerz spüren und vielleicht hat er selbst dafür gesorgt, dass er ihm immer wieder begegnet. Aber das macht den Film nicht gerade zu leichter Unterhaltung, da man als Zuschauer Sympathie für den Mann empfindet. Aber Mitleid geht nur bis zu einem gewissen Grad. Irgendwann wird es zu viel. Irgendwann muss man einfach zugestehen, dass Baker auf einem Pfad ist, dem man nicht unbedingt folgen will.
Das wird von Ethan Hawke hervorragend gespielt. Er zeichnet Baker als einen Mann, der mit Heroin funktioniert, ohne aber nichts auf die Reihe bekommt. Die darin liegende Tragik dieser Figur, weiß Budreau auf sehr kunstvolle Art einzufangen. Nicht alles in seinem Film ist so geschehen, er nimmt sich Freiheiten, um sich so Chet Baker zu nähern. Die weibliche Hauptfigur ist ein Amalgam aus verschiedenen Frauen in Bakers Leben. Andere Ereignisse seines Lebens werden in Schwarzweiß dargestellt.
Sie sollen sich vom Rest des Films abheben, weil der Film damit auch andeutet, dass er sich auf ein erzählerisches Terrain begibt, das der Fiktion ebenso viel verdankt wie der Realität. Entsprechend darf man bei „Born to be Blue“, der nach einem der großen Hits von Chet Baker benannt ist, auch nicht zu sehr Authentizität erwarten. Die wiederum gibt es in technischer Hinsicht, da das Kalifornien jener Zeit mit warmen, aber nicht übertriebenen Farben dargestellt wird.
Fazit
„Born to be Blue“ ist ein beeindruckendes Biopic über einen Musiker, der zeitlebens mit seinen inneren Dämonen gekämpft hat. Ethan Hawke spielt das auf herausragende Art und Weise.
Die Chemie zu seinem Ko-Star Carmen Ejogo ist prickelnd. „Born to be Blue“ ist großes, aber auch sehr intimes Arthaus-Kino, das einem Publikum, viel zu bieten hat, wenn es im Kino nach mehr als nur Spektakel sucht.
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